Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn ich mich für eine neue Stele entscheide. Es bedeutet, dass ich dieser Arbeit bis zur Fertigstellung den Vorrang gebe. Mein Blick verändert sich in dieser Zeit und fokussiert sich auf Rundungen oder Grenzen. Ich gucke anders an Personen entlang auf der Suche nach „Schnittmustern“ malerischer Art. Und ich freue mich jedesmal neu auf die erste Figur, die es schafft, das Auswahlverfahren für dieses Premiumformat zu erlangen, Das Portrait entsteht in sehr langwierigen Arbeitsphasen mit 20–30 übereinander gelegten Lasuren, um die hohe Intensität und Leuchtkraft der Farbigkeit zu erreichen. Danach wird die Arbeit ausgeschnitten. Die Bildrückseite hängt nun im Atelier und wartet mit weißem Grund auf das Finden ihres Gegenstücks. Dieser Prozess kann viele Wochen und auch Monate in Anspruch nehmen, weil das Bildnis sowohl inhaltlich sein Gegenstück sucht als auch in seiner Außenkontur vieles ausschließt. Die Person in ihrer Erscheinung, Gestik und Mimik will erst entdeckt werden. Präsentiert werden die „Doppelportraits“ zwischen zwei Plexiglasscheiben, die, an der Decke befestigt, sich leicht drehend im Raum bewegen und den Blick so auf beide Figuren preisgeben.